Meine Freundin war neulich in Kornelimünster. Dienstlich. Aber da nach dem Termin noch etwas Zeit übrig blieb, ist sie in die alte Abteikirche gegangen. Sie traute ihren Augen nicht, als sie dort zwei ältere Frauen sah, die angeregt über etwas diskutierten. Sie standen im linken Seitenschiff, zeigten abwechselnd auf etwas und redeten. Eine energisch gestikulierend – das war bestimmt Frau Möllen, davon war meine Freundin fest überzeugt. Die andere hörte ihr etwas naiv staunend zu. Niemand anderes als Frau Schmitz. Sie trug sogar ein Hütchen, eines der Erkennungszeichen von Frau Schmitz. Frau Möllen machte eine paar Schritte zurück, kam wieder auf Frau Schmitz zu und nickte heftig mit dem Kopf, als wollte sie dem Gesagten mehr Nachdruck verleihen. Worauf Frau Schmitz sich beleidigt umdrehte und tat, als wolle sie mit der anderen nicht mehr reden. Köstlich!, meinte meine Freundin. Sie sah ihnen wohl eine Weile zu und musste sich zusammenreißen, um nicht loszulachen.

Ich hätte nicht gedacht, dass die zwei existieren. Ich dachte, sie sind meiner Fantasie entsprungen – für den literarischen Gebrauch, sozusagen. Wie die beiden älteren Damen wirklich sind, kann man in meinem ersten Kriminalroman „Eine Heilige Sache“ nachlesen.
Ich glaube, ich muss wieder nach Kornelimünster. Vielleicht treffe ich sie dort. Habe ich schon gesagt, dass ich Kornelimünster liebe? Ein befreundetes Pärchen ist sogar dorthin gezogen. Ich beneide sie. Kornelimünster ist ein schönes Plätzchen unter der Sonne. Vor allem, wenn sie scheint.
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