Unter den Palmen von Palma


Heute wie auch gestern und vorgestern wecken mich das Gurren der Tauben und Gezwitscher anderer Vögel. Wie damals, als ich bei meiner Oma Schulferien verbracht habe. Gleich müsste ein wiederholtes „Aufstehn!“ meiner Oma kommen, kommt aber nicht – ich bin auf Mallorca. Irgendwo aus der Ferne kommt dafür ein Hahnenschrei herbeigeweht. Ich bin wahrlich auf dem Lande. Das Wo ist vollkommen irrelevant.
Gleich nach dem Frühstück fahre ich nach Palma. Kein Baden im Swimmingpool im Meereswasser, wie ich gerade mit Staunen, aber auch mit Freude erfahren habe. Denn hier kommt das Meereswasser aus der Erde. Nicht ganz logisch, ich bohre also nach. Doch, so ist es. Nach dem Süßwasser muss tiefer gebohrt werden. Und dieses Wasser ist eindeutig salzig. In der Nähe, nicht einmal 10 Kilometer von der Finca entfernt gibt es die mallorquinischen Salinas. Das abgetragene Salz wird aufgetürmt, getrocknet und verpackt. Weiße Salzhügel ragen empor, diese Salzberglandschaft sieht man von der Straße aus. Ich glaube dem Jefe meiner Finca. Er muss es ja wissen.

renaac: Jugendstil, so weit das Auge reicht
renaac: Jugendstil, so weit das Auge reicht

Da Parkplätze in Palma nach sehr komplizierten Regeln funktionieren, entscheide ich mich für eine Tiefgarage am Alleenring – Aparcamientos les Avingudes, die ich mir vorher auf dem Stadtplan ausgesucht habe und die ich auf Anhieb finde. Als ich aus dem unterirdischen Gang heraufkomme, ergreift mich eine so große Freude über diese simple Tatsache, dass ich hier bin – dass ich seitdem unentwegt lächle, bis mir klar wird, dass man mich anschaut. Skeptisch anschaut. So bin ich aber nun mal: Wenn ich mich freue, lächle ich ganz offen – auch auf der Straße.
Bis La Rambla ist es nicht weit. Die mit Schatten spendenden Platanen abgesteckte Avinguda, die bereits 1613 eröffnet worden ist, war und ist die Flaniermeile der Mallorquiner – bis Passeig del Born angelegt wurde. In der Mitte von La Rambla verläuft ein Streifen für Fußgänger und Blumenhändler. Der Duft der Lilien ist betörend. Ich bleibe stehen und schnuppere. Wunderbar!

renaac: Wenn man das sehen kann, sitzt man auf der Placa Sa Llotja und trinkt womöglich einen Hierbas
renaac: Wenn man das sehen kann, sitzt man auf der Placa Sa Llotja und trinkt womöglich sogar einen Hierbas

La Rambla mündet in die Carrer de la Riera. Hier befindet sich das berühmte Forn des Teatre, ein Café, von dem jeder Tourist schon mal gehört und sich geschworen hat, zumindest einmal dort zu essen, egal was. Und so sieht es auch aus, bis auf die besten Tische – die sind reserviert und stehen noch leer da. Auch das vornehme Gran Hotel steht gleich gegenüber. Ein schönes Beispiel des Jugendstils. Leider wurde es schon 1941 geschlossen, um dem Instituto Nacional de Previsión eine stilvolle Unterkunft zu bieten – heute befindet sich dort der Sitz des CaixaForum Palma der Stiftung Fundacíon „la Caixa“. Keine Stars von heute werden je hier absteigen, um zum Splendor des Hotels beizutragen. Irgendwie schade.
Auch am Passeig del Born herrschen Platanen und auch hier sorgen sie für großzügigen Schatten. Hier in zahlreichen Cafés sitzen Menschen und versuchen es sich nicht anmerken zu lassen, dass sie Touristen sind. Im Unterschied zu La Rambla gibt es hier viele Geschäfte für jedes Portemonnaie und jeden Anspruch.
Ich bekomme Hunger, suche also nach einem passenden Restaurant oder einer Bar. Meine Freude am heutigen Tag kann, wie es aussieht, noch gesteigert werden – den Höhepunkt dieses Zustands erreiche ich, als ich unerwartet vor einer Bar stehe, die ich – sage und schreibe – vor acht Jahren besucht habe und mit der mich lustige Erinnerungen verbinden. Der Mann, der damals hier hinter der Theke stand und nie lächelte, ist nicht mehr da, heute bedienen zwei nette junge Frauen die Gäste. Vielleicht ist er schon in Rente? Ich bekomme keine Gelegenheit, nach ihm zu fragen, ständig kommen und gehen Gäste, auch wenn es selten Touristen sind. Zur Feier des Tages bestelle ich zwei verschiedene Tapas. Die Raciones sind groß, ich kann nicht alles aufessen, vielleicht liegt es aber daran, dass ich wieder grinse. Ein Stammgast beobachtet mich. Ich weiß das, obwohl ich ihn gar nicht direkt anschaue. Es ist mir aber egal. Ich bin in der Bar Dia.

renaac: Der Jefe ist nicht mehr da, aber das Essen schmeichelt immer noch dem Gaumen
renaac: Der Jefe ist nicht mehr da, aber das Essen schmeichelt immer noch dem Gaumen

Das war mein kleiner und geheimer Wunsch an diesem Tag und er ist in Erfüllung gegangen. Nach diesem so üppigen Essen ist ein Spaziergang durch die Altstadt sowieso ein Muss. Ich verlasse meine Bar, denn sie ist jetzt die Meine, und tauche in Altpalma ein. Denn es ist für mich klar, dass ich noch El Seu, die Kathedrale, den Palau de l’Almudaina und die ehemalige Warenbörse la Llotja sehen muss, genauso steht noch ein Spaziergang entlang der Palmenallee Passeig Maritim am Hafen auf meinem Programm. Der Rest wird sich schon ergeben. Eine leichte Brise vom Meer verschafft mir freien Atem und verstärkt in mir das gute Gefühl, wirklich im Urlaub zu sein.
Als ich viel, viel später in der Tiefgarage ankomme, steht auf dem Bildschirm des Parkautomaten 11,20 Euro. Da liegt aber ein wunderschöner Tag in Palma schon hinter mir. Mit etwas Wehmut steuere ich die Autopista an und versinke in Gedanken. Den Weg kenne ich bereits.

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.

Nach oben ↑

Antje's Oasis ~ Travel Blog

...just another travel blog

Landschaftsfotografin und Bloggerin

Wanderblende Christiane Hube

Curiosità su Firenze

Curiosità, aneddoti e proverbi su Firenze ed il suo patrimonio di arte e cultura

Gedankenwirrwarr & Ruhrpott

Meine ganz eigene Welt

%d Bloggern gefällt das: