Nach dem lukullischen Mahl in Portella Gazzana setzten wir unsere Reise fort, diesmal den Berg hinunter. Die Fahrt wurde allerdings nicht einfacher: die Straßen waren schwieriger und die Umgebung verschwand langsam in der hereinbrechenden Nacht. Auf unserem Weg lag eine kleine Ortschaft Longi, hell beleuchtet wie in der Karwoche, nur der übliche Festumzug fehlte. Es hätte mich allerdings nicht gewundert, wenn wir ihn nur verpasst hätten. Vielleicht feierten sie gerade ein lokales Fest? Wenn ja, dann sicher einer Santa Maria Frag-mich-nicht-von-wo – das ist im Süden Italiens der beliebteste Anlass für allerlei Festivitäten: eine Santa Maria für irgendetwas findet sich immer.
Kurz nachdem wir das feiernde Longi hinter uns gelassen hatten, erreichten wir wohl das Ende der Welt – und auf jeden Fall der motorisierten Welt. Ab jetzt gab es nur Wege, die das Navi sich weigerte, als solche anzuzeigen. Teilweise zu Recht, da sie nicht nur unbefestigt, sondern obendrein während des Unwetters der letzten Wochen durch die abstürzenden Erdmassen unbefahrbar geworden waren. Ich dachte kurz an … Esel, die uns auf diesem Pfad weiter hätten tragen können. Aber Esel sind ja nicht blöd. Zu dieser Tageszeit …? Außerdem gab es hier keine, ähm, ich blickte zur Seite – nein, ich verwarf den Gedanken. Pfui! Wie konnte ich bloß …
Unsere Reise bekam einen abenteuerlichen Touch. Eigentlich freute ich mich darüber, hatte aber jedes Mal vor Schreck große Augen, wenn wir nicht weiter als 20 m vor uns sehen konnten. Fred schaute hin und wieder verzweifelt mal aufs Navi, mal auf die Straße. Als ob er nicht daran glauben wollte, was er vor sich sah. Dabei sah er doch gar nichts … Irgendwann erwies sich unser Weg als wirklich unpassierbar und wir mussten umkehren. Große Baumstämme verbarrikadierten uns den Weg komplett. Ende Gelände – könnte man sagen. Es war eine Niederlage, die nur ein Computer stoisch zu akzeptieren bereit war. Mit gesenkten Köpfen traten wir den Rückzug an, nicht ohne unentwegt das Navi nach neuen Durchfahrtsmöglichkeiten zu befragen.

Ich versuchte mir nicht einmal vorzustellen, was wir ohne dieses kleine Ding gemacht hätten, denn die Nacht legte schon längst ihren dunklen Schleier über die Berge. Nur der Sternenteppich am hohen Himmel verlieh unserer Rückfahrt einen romantisch-abenteuerlichen Beigeschmack. Hu, hu! Endlich fand unser Navi, welches bis dahin so seine Ortungsprobleme hatte, den Weg a casa nostra – nach Naso. Ich wollte es vor Begeisterung küssen, Fred riss es aber mir aus den Händen und klopfte sich entsetzt auf die Stirn.
„Schon gut, war nur ein Scherz.“
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