Ätna – beinahe gesehen …


Ein elftausend Einwohner zählendes Randazzo stand zwar nicht auf meiner Liste, aber was man nicht alles für Freundschaften macht, die auf den Ätna wollen, auch bei Wind und Wetter. Der einzige Trost sollte mir ein Castello sein, gebaut als Sommerresidenz von Friederich II. Außerdem noch ein paar Kirchen und hoffentlich ein Internetcafé. Die rauchende Pracht Siziliens hin oder her, aber ich wollte wieder mal etwas von der Welt da draußen hören/lesen. Und ob es irgendwo da draußen nicht regnete. Denn wir hatten hier auf Sizilien auf jeden Fall eins – Dauerregen. Wer hätte gedacht, dass man ihn auf Sizilien überhaupt erleben kann. Und muss! Die unbefestigten Straßen waren komplett aufgeweicht, die befestigten dafür überflutet. Ich spekulierte, was besser war. Wir durften beides testen.

renaac: Vielleicht gibt es dahinter gar keinen Ätna?

renaac: Vielleicht gibt es dahinter gar keinen Ätna?

Auf unserem Weg zum Ätna erreichten wir nun diese kleine Stadt mit einer wenn nicht spektakulären so doch eine langen Geschichte. Denn schon die alten Griechen … echt … und dann Römer, Normannen und Sarazenen und all die anderen Eroberer von Sizilien wohnten und bauten dort. Von der Befestigungsmauer sind noch vier Tore geblieben, eine Bogenstraße, via degli Archi und einige Kirchen. Bekannt ist auch eine Sammlung von Marionetten, so steht es in Reiseführern. Über der Stadt thront, schön in einen Schleier gehüllt, der Ätna. Wir konnten ihn zwar nicht sehen, auch wenn wir in die richtige Richtung geschaut haben, denn die Regenwolken hingen tief und versperrten uns den Blick auf den Gipfel. Doch irgendwo dahinten … Fred verzichtete schweren Herzens auf den Ätnaaufstieg, aber mal ehrlich, er hätte keine Chance auch in die entfernte Nähe des Kraters zu kommen. Keiner würde ihm erlauben hinaufzugehen. Da sind die Sizilianer radikal. Sie kennen ihren Ätna.
Randazzo versprach zumindest Sichtbares. Leider nur von außen. In dieser Jahreszeit waren die meisten Sehenswürdigkeiten nicht zu sehen. Na klar, bei diesem Wetter! Wer würde schon hierher kommen wollen? Ha, wir!

renaac: Schwarze Chiesa di Santa Maria Assunta - sichtbar von überallher
renaac: Die schwarze Chiesa di Santa Maria Assunta – sichtbar von überallher

Also auch das wurde uns nicht vergönnt: Castello Svevo blieb geschlossen. Die Museen geschlossen. Die Marionettensammlung blieb ungesehen. Lediglich bot die schwarze Marienkirche einen flüchtigen Blick ins Innere. Auch Cafés machten gerade eine Siesta. Wie verhext! Mir wurde kalt, ich wollte einen Kaffee. Irgendwann erbarmte sich ein Barmann und schloss seine Bar nicht. Vor Kälte steife Finger legte ich vorsichtig, um sie nicht dabei zu brechen, um die heiße Cappuccinotasse. Nein! So durfte es nicht weiter gehen. Resigniert beschlossen wir zurückzukehren und an die Küste zu fahren. Hier war nichts zu machen.

renaac: Ausgeraubte und verwahrloste Kapelle am Wegesrand - welch ein Stoff für eine Krimi-Geschichte!
renaac: Ausgeraubte und verwahrloste Kapelle am Wegesrand – welch ein Stoff für  Krimi-Geschichten!

Leichter gesagt als getan. Diese Fahrt war nicht ganz einfach. Hinter jeder Kurve erwarteten wir eine Flut oder bis zur Achse aufgeweichte Straßenoberfläche. Jedes Mal atmeten wir tief aus und wagten nicht einmal vor Freude zu lachen, auch nachdem wir das nächste Hindernis überwunden hatten.

renaac: ... und kalt!
renaac: … und kalt obendrein!

Und wie glücklich wir doch waren, als wir endlich die letzten Kurven hinter uns gelassen hatten – und die Küste vor uns erblickten. Und an der Küste war das Wetter einfach göttlich. Nicht nur, dass es nicht regnete, es war auch wärmer. Wärmer! Wir kamen in Goiosa Marea an. Ich küsste in die warme Luft. Der Temperaturunterschied war erstaunlich. Wie eine Eidechse lebte ich sofort auf. Vor allem auch, weil die Geschäfte noch geöffnet waren, und ich konnte ein Geschenk für eine Freundin in Deutschland kaufen. Als Geschenk wollte ich natürlich etwas typisch Sizilianisches mitbringen, und eben nicht schwer. Es bot sich hierzu eine Art von Kleinteppich aus der Gegend von Alcara Li Fusi, fatto a mano, also Handarbeit an. Einen der kleineren Teppiche ließ ich mir dann einpacken und noch vier Klammern zu Aufhängen auch gleich dazu. Man weiß nicht, wie der Beschenkte das Geschenk verwenden wird, also will man ihm schon die Möglichkeiten auch offen halten. Der kleine Laden, in dem ich den Teppich kaufte, gehörte einer Frau, die diese Teppiche selbst webte. So viel zum Thema Spinnen in Alcara li Fusi.

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