Wenn Ausländer über die deutsche Sprache sinnieren …
Im Deutschen gibt es das Verb bekleckern. Wenn ich dieses Wort höre oder lese, entsteht in meinem Kopf folgendes Bild: Ein Kind isst eine Kugel Eis im Hörnchen – langsam und genüsslich. Seine Augen strahlen, während die schmelzende Süße die kleinen Fingerchen herunter fließt, die Spitze des Hörnchens erreicht, und einen Augenblick später landet der Tropfen auf einem Kleidchen oder einer Hose. Das Kind bemerkt das nicht und schlemmt weiter, während sich der nächste Tropfen seinen Weg bahnt.
Da die hinunter fließenden Tropfen das Händchen kitzeln, reibt das Kind diese Stelle mit dem anderen Patschehändchen und wischt dieses dann am Kleid. Ein neuer Fleck ist da. Bald sieht das Kleidchen nicht mehr ganz frisch aus – und es wäre beinahe ein trauriger Anblick, wenn man nicht gleichzeitig in das glückliche Gesichtchen schauen würde. Wie könnte man da nicht auflachen?
Das bekleckerte Kleidungsstück ist schmutzig. Doch der Ausmaß der Tragödie ist sprachlich nicht ganz eindeutig: Handelt es sich hierbei um einen Fleck oder mehr? Da wünsche ich mir mehr Genauigkeit. Denn bekleckert bedeutet für mich einen oder zwei Kleckse, während ich mit verkleckert wild verteilte Kleckse – über das gesamte Kleid verteilt – assoziiere.
Ich bestelle hiermit das Wort VERKLECKERN. Als Ergebnis eines maßlosen Herumkleckerns.
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