Wie die Römer ihr Acquis entdeckten


Confusamus, der alte Zenturio, erblickte das dampfende Becken, welches von sanften, grünen Hügeln umgeben, plötzlich zum Vorschein kam, und hielt sein Pferd an. Er lächelte, während er eine Weile diesen Anblick genoss.

„Veni, vidi …“, begann er und grinste. „Schon die alten Kelten haben diese warmen Quellen entdeckt. – Jetzt übernehmen wir“, fügte er mit einem gewissen Stolz hinzu.

Dann wandte sich er an Bibantion, den jungen Legionär, der ihm gespannt lauschte:

„Und wenn du nicht durch deine Dummheit in irgendeiner Schlacht stirbst, so wirst du bald hier ein schönes Thermalbad für meine alten Knochen bauen, auf dass ich mich in diesem warmen Wasser erhole.“ Er klopfte Bibantion auf die Schulter, so dass dieser stöhnte. Der Alte ignorierte es. Sein Blick wanderte bereits über die Wälder: „Und ich verspreche dir, dass du in der Gegend Wild wirst jagen dürfen. So viel du willst, denn diese Gegend ist reich an geschmeidigem Wild, das nur auf dein Speer und Pfeil wartet. Echt lekker, sag ich dir. – Und nun hilf mir beim Absteigen.“

Der alte Krieger nahm seinen Helm ab, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und seufzte.

„Lass uns gehen. Wir … Und ihr müsst noch das Lager aufbauen. Aber zuerst will ich meinen Durst stillen.“

Sie führten ihre Pferde zu einer der warmen Quellen, die am Südhang des Hügels inmitten des üppig bewachsenen Tals sprudelte. Doch den Tieren schmeckte das Wasser nicht, denn sie schnaubten angeekelt und machten beide, wie auf ein Befehl, einen Schritt rückwärts.

„Bäh! Gewöhnungsbedürftig ist es schon“, brummte der Alte, als er einen Schluck von dem Wasser nahm. „Nicht nur, dass es stinkt, es schmeckt wie meine Füße. Bäh!“ Der Zenturio spuckte das Wasser angewiedert aus. „Ist wohl besser drin zu baden, als es zu trinken.“

„Ich weiß nicht, ob ich hier länger bleiben will“, dachte Bibantion bei sich und hielt sich die Nase zu, als er von dem Wasser trank. „Mhm, der Alte übertreibt wie immer. So ganz schlimm ist das Wasser doch gar nicht.“ Und da auch er sehr durstig war, trank er gierig weiter.

—Am Abend, da war das Lager noch nicht fertig, schrie Bibantion voller Entsetzen auf, hielt sich die Hose fest und lief in den Busch. Kurz darauf ertönten von dort fürchterliche Geräusche – Stöhnen, Japsen, Seufzen wollte kein Ende nehmen.

Völlig entkräftet, erschien der junge Legionär im Lager wieder, um die letzten Arbeiten zu Ende zu führen. Gerade nahm er einen Schild in die Hand, als er wieder den Rückzug antreten musste. Die Soldaten kamen nicht aus dem Lachen heraus, als sie ihn auch noch zum dritten Mal ins Gebüsch laufen sahen, und sie fragten einander:

„Was hat der?! Hat er etwas Falsches gegessen?“

Confusamus nahm einen Schluck Wein aus seiner liebevoll verzierten Lederflasche, die lange genug im Schatten gelegen hat, damit der Inhalt kühl werden konnte, und setzte sich gemächlich auf einen Baumstumpf. Dann überlegte er einen Augenblick und schmunzelte:

„Wenn er seinen Wissensdurst genauso gierig gestillt hätte, wäre er längst Senator geworden …“

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